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GPS-Tracking für Baumaschinen

Ein Interview von Treffpunkt Bau mit Stéphane Pâris, Sensolus Regional Manager DACH.

Lassen Sie uns über die Digitalisierung im Bausektor sprechen. Ganz grundsätzlich: Inwiefern kann IoT-Tracking-Technik den Bausektor unterstützen oder bei der täglichen Arbeit auf der Baustelle helfen?

Das A und O in der Baubranche ist das Baustellenmanagement – also die Planung und Durchführung von Baumaßnahmen. Sie sollen zügig, reibungslos und natürlich möglichst profitabel umgesetzt werden. Und genau hier knüpft der IoT-Ansatz an. Eine gute Trackinglösung ermöglicht die vollständige Digitalisierung von Verwaltung und Lokalisierung. So wird die gesamte Baustellenorganisation vereinfacht und optimiert– und das spart nicht nur Zeit, sondern auch Geld. Gepaart mit dem Einsatz von speziellen Sensoren können Kunden aus dem Bausektor durch eben diese Prozessoptimierung zudem ihren CO2-Fußbabdruck reduzieren.

Doch die Einführung von GPS-Trackern kann auch Wettbewerbsvorteile schaffen, indem beispielsweise neue Services wie Leasing oder Zahlung auf Grundlage der tatsächlichen Nutzung eingeführt werden. Denn dank IoT-Trackern kann ganz genau nachverfolgt werden, wann ein Gerät in Betrieb war und wann nicht. Hier spielen dann Faktoren wie beispielsweise schlechtes Wetter – also höhere Gewalt – oder ein ungeplanter Baustillstand eine Rolle.

DE specialized equipment utilization

Sensolus bietet eine sogenannte “Plug & Play”-Lösung an. Warum ist das Modell einzigartig und inwieweit unterscheidet es sich von anderen Tracking-Lösungen, die derzeit auf dem Markt sind?

Unsere standardisierte Plug & Play-Lösung deckt die gesamte Bandbreite der Digitalisierung von Assets ab: vom robusten, sensorbestückten Tracker mit langlebigen Batterien, auf die sich Unternehmen mindestens fünf Jahre lang verlassen können, über Connectivity per Low-Power-Mobilfunkverbindung oder Bluetooth als Industriestandard bis hin zu Management-Plattformen, die KI-gestützt alle Prozesse transparent und optimierbar machen. Der Kunde bekommt alles aus einer Hand und muss nicht auf mehrere Anbieter zurückgreifen. Einfach Tracker anbringen und dann kann es auch schon losgehen.

In der Cloud kommen alle Daten zusammen: Lokalisierte Assets wie beispielsweise die Baumaschinenflotte werden auf einer Karte angezeigt und die Tracker-Daten ausgewertet. Baustellenverantwortliche erhalten so verlässliche Informationen über Bestandsmanagement, Workflows, Auslastung und zur Zustandsüberwachung – und müssen Entscheidungen nicht mehr aufgrund eines Bauchgefühls treffen. Ein weiterer Benefit: Unsere Technologie ist mit bestehenden ERP-Systemen und Datenvisualisierungstools kompatibel. Die Sensolus-Plattform kann also entweder mit zusätzlichen Daten, beispielsweise Versandinformationen, erweitert werden oder Unternehmen integrieren die Daten von Sensolus in ihr eigenes ERP-System.

Zusätzlich zum Tracker bietet Sensolus spezielle Sensoren an, die noch mehr Erkenntnisse und Daten liefern können. Welche Sensoren sind hilfreich, wenn es um Baumaschinen geht?

sensolus tracker sensor connections

Je nach Anwendungsfall und Bedarf werden spezielle Sensoren mit den Trackern verbunden, um zusätzliche Informationen über den Zustand und die Umgebung des Objekts zu erhalten – zum Beispiel Hinweise zu Temperatur oder Feuchtigkeit.

Für die Baubranche ist der sogenannte Neigungsensor besonders interessant: Er kann die Ausrichtung des Trackers erkennen. Und das wird unter anderem benötigt, um bei bestimmten Maschinen festzustellen, ob sie aktuell in Betrieb oder im Leerlauf sind.

Ein gutes Beispiel hierfür ist eine Scherenhebebühne, die ausgefahren oder eingefahren sein kann. Aber auch Informationen zur Temperatur können im Rahmen der Baustellen-Logistik hilfreich sein, vor allem für Asphalttransporte und Betonfahrmischer.

Was sind die wichtigsten Anforderungen der Kunden, wenn sie nach einer Tracking-Lösung fragen? Was brauchen Kunden aus dem Baugewerbe in erster Linie?

Auf einer Baustelle herrschen meist raue Bedingungen. Neben den unterschiedlichsten Witterungsbedingungen wie Hitze und Kälte, Nässe und Trockenheit spielen auch Faktoren wie Staubbelastung und Verschmutzungen eine Rolle. Sprechen wir also von der Hardware, dann müssen die eingesetzten Tracker besonders robust und langlebig sein. Zudem arbeiten auf einer Baustelle meist Maschinen von unterschiedlichen Marken. Mit Sensolus erhält die gesamte Flotte – egal welcher Gerätetyp oder Hersteller – einen digitalen Zwilling übersichtlich und einheitlich in nur einem System.

Die Erfahrung hat zudem gezeigt, dass Kunden aus der Baubranche vor allem die folgenden vier Anforderungen haben: Sichtbarkeit, Nutzungsart, Einhaltung von Vorschriften sowie Service und Wartung. Bei den Themen Sichtbarkeit und Nutzungsart geht es dabei ganz einfach um die Frage, wo sich die Maschinen befinden und wie sie genutzt werden. Sind die Baugeräte vollständig ausgelastet oder haben sie noch Kapazitäten? Die Lokalisierungsfunktion ist außerdem bei gestohlenen Fahrzeugen bzw. präventiv als Diebstahlschutz hilfreich.

Bei Leihgeräten ist unseren Kunden vor allem wichtig, dass die jeweiligen Vorschriften eingehalten werden. Mithilfe der Tracking-Lösung soll überprüft werden, ob es sich um eine vertragsmäßige Nutzung handelt oder ob Maschinen ohne Genehmigung beispielsweise auf einer anderen Baustelle eingesetzt werden. Der vierte Faktor, Service und Wartung, ermöglicht eine starke Arbeitsentlastung für die Mitarbeitenden. Schadensberichte werden digitalisiert und Wartungen nur auf Grundlage der tatsächlichen Nutzung bzw. der Betriebsstunden durchgeführt. Das spart nicht nur Papierkram, sondern reduziert auch die Kosten und erhöht gleichzeitig die Nutzungseffizienz der Baugeräte.

Was sind die wichtigsten Herausforderungen, aber auch die Grenzen, wenn wir von Asset Tracking per IoT-Technik im Bausektor im Vergleich zu anderen Branchen reden?

Eine Baustelle ist kein starres Konstrukt. Auf der Autobahn gibt es teilweise kilometerlange Abschnitte, die nach und nach gebaut oder ausgebessert werden. Es ist also wichtig, eine Lösung zu haben, die keine Infrastruktur benötigt. Es gibt natürlich auch IoT-Lösungen, die eine Infrastruktur erfordern, doch unsere Tracker verfügen über eine eigene interne Stromquelle. Durch die sofortige Verbindung mit stromsparenden Netzwerken kann die Batterielebensdauer so optimiert werden.

Darüber hinaus sind Baumaschinen teilweise über sehr lange Zeiträume, manchmal über Jahre, auf einer Baustelle im Einsatz. Die Tracking-Lösung sollte daher wenig Wartungsaufwand erfordern, niedrige Betriebskosten haben und möglichst autonom arbeiten. Und dafür braucht es besonders langlebige Batterien – bei Sensolus sind das mindestens fünf Jahre. Bei deutlich kürzerer Einsatzdauer würde der Austausch der Tracker einen Aufwand erzeugen, der mögliche Effizienzgewinne direkt wieder relativiert. Darüber hinaus ist wichtig, dass die Tracker so konfiguriert sind, dass sie – sicher verschlüsselt – nur dann ihre Daten senden, wenn es für ein effizientes Management nötig ist. Denn auch das spart Batterie.

Eine weitere Herausforderung ist die Netzabdeckung. In der Vergangenheit konnte das auf Baustellen zu echten Problemen führen – insbesondere in abgelegenen Gegenden. Mit NB-IoT haben wir hinsichtlich der Netzabdeckung nun einen großen Schritt nach vorne gemacht. Zur Erklärung: NarrowBand-IoT ist ein weltweiter Standard, der sich überall empfiehlt, wo es auf Energieverbrauch, Gebäudedurchdringung, Batterielebensdauer und vor allem Kosten ankommt.

Was sind Ihrer Meinung nach die wichtigsten Zukunftstrends in Bezug auf die Digitalisierung des Bausektors? Welche Entwicklungen prognostizieren Sie für das Jahr 2023?

Die durchgängige Digitalisierung von Prozessen spart Kosten, erhöht die tägliche Produktivität und die Transparenz für alle Beteiligten. Sie schafft Potenzial für flexibles Agieren am Markt und kann sogar die Grundlage für neue Geschäftsideen bilden. Diesen wirtschaftlichen Vorteilen in einem global herausfordernden Markt kann sich heute niemand mehr entziehen. Es besteht also ein allgemeines Bewusstsein dafür, dass Digitalisierung auch auf Baustellen jetzt zum neuen Normal wird und sich IoT-basierte Lösungen für Tracking und Vernetzung immer mehr durchsetzen. Die vollständige Digitalisierung logistischer Prozesse wird zum strategischen Vorteil in nahezu jeder Branche. Und wer da im Jahr 2023 nicht mitmacht, wird Marktanteile und Wettbewerbsfähigkeit verlieren.

Die IoT-basierte Digitalisierung mit ihrer durchgängigen Transparenz trägt darüber hinaus wesentlich dazu bei, dass Unternehmen auch deutlich nachhaltiger wirtschaften können, um Klima und Umwelt zu schonen. Oft gehen Effizienz und Nachhaltigkeit dabei sogar Hand in Hand – denn eine Prozessverbesserung führt zu weniger Verschwendung. Und eine höhere Auslastung des Bauequipments bedeutet weniger neue Anschaffungen oder Ersatzbeschaffungen. Die verbesserte Wartungsplanung wirkt sich zudem auf die Lebensdauer der Maschinen aus. Bei Mietmaschinen, aber auch innerhalb der eigenen Flotte können Lieferprozesse besser organisiert werden. Und das reduziert unnötige Transporte und Abholungen – und reduziert so den CO2-Ausstoss.

Vor kurzem haben Sie Ihr erstes Büro in München, Deutschland, eröffnet. Was sind Ihre Pläne für Deutschland bzw. für den DACH-Markt und warum ist dieser Markt für Sie besonders wichtig?

Wir haben uns ganz bewusst für München als ersten deutschen Standort entschieden. Die bayrische Hauptstadt bietet aufgrund ihrer Lage den idealen Standort für die Betreuung von Kunden und Partnern aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Die Nähe zum Kunden, aber auch der menschliche Aspekt ist für uns bei Sensolus von entscheidender Bedeutung. Wir verstehen uns als ein großes Team, das zusammen eine maßgeschneiderte Lösung für den jeweiligen Use Case findet. Unsere Kunden sollen sich verstanden und abgeholt fühlen – und da ist ein umfangreicher Support in der jeweiligen Landessprache essenziell. Daher greifen wir auch auf einen indirekten Vertriebsansatz zurück und werden von lokal ansässigen Partnern unterstützt.

Seit dem Start unseres DACH-Partnerprogramms im Jahr 2021 sind wir allein in dieser Region auf 15 Partner angewachsen, darunter befindet sich beispielweise auch die Deutsche Telekom. In einem ersten Schritt möchten wir den Münchener Vertriebsstandort nun mit einem qualifizierten, hochmotivierten Team weiter ausbauen. Mittelfristig sollen eine Reihe regionaler Standorte in für Sensolus wichtigen Ländern sowie weitere lokale Büros in Deutschland, beispielweise in der Logistik-Metropole Hamburg, folgen.

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